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I

der intendant

zweierlei ist dieses spiel vom intendanten nicht es ist keine hommage auf ihn und auch nicht das gegenteil es ist der versuch im kleinen eine person des theaterbetriebes zu geben die seltsamerweise keine große bühnenfigur ist man muß nicht spekulieren ob es bescheidenheit oder unvermögen ist wenn eine führende kraft der bühne auf ihr bisher keine rolle spielt es ist ein anlaß das versäumte nachzuholen herausgekommen ist nicht gerade ein neues charakterfach aber immerhin - wir haben eine hohlform diese habe ich befragt wie sie sich am liebsten sieht - vom narr weiß man daß seine hohlform der könig ist - und siehe – die hohlform zeichnete drei umrisse von sich als proteus als priapos als popanz und das meint nun genau was es sagt nämlich daß es sich bei dem prinzipalen (dieses stückes wohlgemerkt) um ein etwas handelt welches die belange des theaters dergestalt vertritt daß es praktisch in jeder gestalt in erscheinung treten kann das vielfache seiner erscheinung verdeckt sozusagen die keinmaligkeit seiner gestalt außerdem daß es sich bei dem prinzipalen (dieses stückes wohlgemerkt) um ein etwas handelt das jedes theater sofort und einträchtig zum leitfossil erhebt und die ihm aufgebürdete phallokratie läßt seine wahre potenz prompt unter ihm zusammenbrechen schließlich daß es sich bei dem prinzipalen (dieses stückes wohlgemerkt) um ein etwas handelt dessen gespenstische theaterwirkung auf einer unsichtbaren zwielichtigkeit beruht seine überflüssigkeit umgibt genauso das spukhafte einer bedeutung wie umgekehrt womit ich wieder bei der hohlform und deren umrissen bin die dringend der ausfüllung bedürfen und zwar die der proteusepisode mit der des satyrspiels die der priaposepisode mit der der commedia del'arte und die der popanzepisode mit der der hanswurstiade das satyrspiel folgt im muster dem bekannten des euripides und erzählt von thespis thespis ist ein schauspieler und verärgert weil sein dionysisches theater ihm die gage nicht zahlt er betrinkt sich an seinem rausch teil nimmt proteus dem thespis mehr von sich gibt als er zu sich nimmt worauf proteus schon im eigenen interesse verspricht abhilfe zu schaffen geschickt nutzt er einen gerade stattfindenden liebeshandel zwischen zeus und danae und leitet den sagenhaften goldregen in die kasse des hauses das ganze spielt vor der thymele also da wo geopfert wurde und wofür sich im heutigen theater allenfalls der souffleurkasten eignet die commedia ist eine variation von lazzi über das thema eines lazzo wobei ich die methode geändert habe und den lazzo als text vorgebe das spiel hingegen unnotiert lasse die commedia zeigt eine gauklertruppe kurz vor beginn der vorstellung der hauptdarsteller ein riesiger phallos ist kaputt und läßt sich nicht aufrichten man stellt die bühnenüblichen versuche der wiederbelebung des theatergottes an zieht zum schluß sich überraschenderweise aber ganz aus der affäre dieses spiel findet natürlich erst hinter und dann erst vor dem vorhang statt die hanswurstiade oder popanzerei benutzt das schema des fastnachtspiels und stellt sich auf ihrem höhepunkt vor – das ist ihre abschaffung gezeigt wird jenes historische ereignis das man nicht kennen muß um spaß daran zu haben die vertreibung des hanswurst oder popanz von der deutschen schaubühne durch die theatertruppe der neuberin wobei der unheimliche professor gottsched nicht nur der anstifter sondern auch der protagonist ist also hanswurst und popanz denn im entscheidenden moment steht er als einziger mit einem strick um den hals da und zwar auf der versenkung aus der er stammt

II die theateroper  »